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„LIEBE OHNE LEIDEN – ERWACHTE BEZIEHUNGEN“
Erwachen ist nicht die Beseitigung der Illusion, der Schwierigkeiten oder des Leidens. Illusion, Schwierigkeiten und Leiden sind und bleiben Teil des Lebens.
”Werden Sie noch wütend?” wurde der Erwachte gefragt und seine Antwort lautete: ”Ja aber nicht mehr für sehr lange”. Die Wut ist in seinem System nicht unmöglich – aber sie bleibt nicht lang. Das ist der Unterschied.
Warum bleibt die Wut nicht lang im Falle eines erwachten Geistes? Aus drei Gründen: Sie bleibt nicht lang, weil sie erstens sehr bald erkannt wird, weil sie zweitens nicht mit einem ”ich” besetzt wird und weil sie drittens nicht genährt wird.
Diese drei Schritte sind die wunderbaren Schritte, die wir in einer erwachten Beziehung gemeinsam gehen können. Das ist die große Chance und auch der große gemeinsame Genuss und Spaß. Im vorherigen Kapitel haben wir festgestellt, dass es keinen Spiegel gibt, wie denjenigen, den dein Partner dir bietet, weil er dir immer wieder sehr klar zeigt: ”So liebst du dich” bzw. ”So liebst du dich nicht” (zur Zeit, in diesem Moment, in dieser speziellen Situation).
Diese Situationen, in denen mein Partner mir spiegelt, dass ich soeben für einen Moment aus der Selbstliebe herausgefallen bin, dass der Denker mich mit sich fortgetragen hat und dass mein verletztes inneres Kind aktiviert wurde, sind die wunderbaren Gelegenheiten, in denen wir gemeinsam die oben genannten drei Schritte durchlaufen können. Zunächst müssen wir uns noch daran erinnern, dies zu tun, mit der Zeit wird es immer mehr ein neuer, gesunder Automatismus der Liebe und Selbstliebe werden.
Nehmen wir folgende Situation als Beispiel: Mein Partner vergisst mich. Er denkt nicht an mich. Er vergisst einen besonderen Anlass (Jahrestag, Geburtstag) oder er vergisst es, mich zu treffen, anzurufen, zu kontaktieren o.ä.
Zunächst einmal ist mir klar, dass dieses ”Ich werde von meinem Partner vergessen” mich nur deshalb verletzt, weil ich mich selbst vergesse bzw. vergessen habe. Ich denke offenbar generell zu wenig an mich selbst. Ich gebe mir nicht die Aufmerksamkeit, die ich brauche. Jetzt spiegelt mir mein Partner dies. Diese Bewusstheit ist die Grundlage.
Und nun kann ich gemeinsam mit meinem Partner die drei oben genannten Schritte gehen:
- Bewusstheit: Wir erkennen gemeinsam sehr frühzeitig, dass diese Spiegelung stattgefunden hat. Ich sage, was ich fühle (Wut, Traurigkeit über das ”Vergessen werden”) und dass ich ihm/ihr keinen Vorwurf mache, da ich sehe, dass das eigentliche Leiden von mir selbst und in mir verursacht wurde bzw. wird. Aber es ist uns nun beiden klar, dass einer von uns verletzt ist und es ist auch klar warum. Diese gemeinsame Klarheit nimmt viel Druck, Ungewissheit, Angst und Schmerz aus der Situation.
- Nicht-Identifizierung: Diese Verletzung ist nicht wirklich ”meine” Verletzung. Es ist nicht nötig, zu sagen, dass ”ich” verletzt bin. Wer ist hier verletzt? Es ist zum einen mein innerer Denker, mein unbewusster Anteil. Aber der innere Beobachter, die Bewusstheit ist ja auch schon da und richtet bereits das Licht der Liebe auf die ganze Situation. Vor allem aber ist mein inneres Kind verletzt, eine alte Wunde wurde berührt. Aber auch hier ist bereits der innere Erwachsene präsent, der sich liebevoll um das verletzte innere Kind kümmert, indem er ihm sagt: ”Ich bin bei dir und ich bleibe.” Wo soll hier ein ”ich” sein? Es gibt hier ein Zusammenspiel verschiedener Anteile, die alle zu mir gehören und die alle da sein dürfen: Zum einen Unbewusstheit (Denker) und Bewusstheit (Beobachter, innerer Buddha) auf der Geistesebene sowie zum anderen inneres Kind und innerer Erwachsener auf der emotionalen Ebene. Das wichtigste aber ist die Tatsache, dass diese Verletzung und die entsprechenden Emotionen nur sehr vorübergehend in mir sind. Ich ”bin” nicht traurig und wütend. Traurigkeit und Wut sind momentan in mir. Sie werden wieder gehen. Alles ist bisher wieder gegangen. Nichts bleibt. ”Ich bin wütend” scheint zu bedeuten, dass ich eine neue Identität habe. Ich bin offenbar nicht mehr Volker sondern ”ich bin” jetzt ”wütend” oder ”Wut”. Der Satz tut so, als ob ich eine neue Identität hätte. Jeder ”Ich bin…”-Satz ist eine gefährliche Falle und Lüge. Wir können stattdessen gelassen feststellen, dass gewisse Emotionen ”im Moment in mir” sind. Das entdramatisiert die Situation und kommt der Wahrheit deutlich näher.
- Heilung: Die Verletzung, die ich mir selbst zufüge und die mir mein Partner nun – zum Glück! – spiegelt, wird nicht fortgesetzt, sie wird nicht gestärkt, am Leben erhalten, gepflegt und zum Wachsen ermutigt. Angst und Wut sind momentan in mir, weil ich mich generell vergesse, weil mein inneres Kind sich vergessen fühlt. Was wünscht das innere Kind sich? Was wünsche ich mir? Mein inneres Kind wünscht sich, nicht vergessen zu werden – und zwar von mir (dem Erwachsenen) selbst! Alse beginne ich sofort damit. Ich schließe die Augen, rufe und treffe mein inneres Kind, trauere mit ihm gemeinsam eine Weile, fühle die Wut gemeinsam mit ihm eine Weile und gebe ihm dann meine Liebe und meine Aufmerksamkeit. Auf der praktischen Ebene des täglichen Lebens werde ich mir selbst ab sofort mehr Aufmerksamkeit geben, werde mir Geschenke machen, werde meine eigenen Jahrestage feiern, von denen niemand etwas weiß, vielleicht werde ich mich selbst zu einem feinen Abendessen in ein sehr gutes Restaurant einladen oder einen schönen Theater- oder Konzertabend mit mir verbringen. Nicht einsam sondern all-ein. Gemeinsam mit mir. Ich fördere nicht die Verletzung, ich fördere die Heilung. In meinen täglichen Meditationen gehe ich nicht den Gedanken des Leidens nach (den Anklagen und Vorwürfen nach außen, an meinen Partner) sondern ich kehre zum Atem zurück, zum Jetzt, zur Realität. Ich nähre das Leiden nicht – und es kann gehen.
Diese drei Schritte kannst du jedes Mal mit deinem Partner gemeinsam gehen, wenn einer den anderen zu ent-täuschten (!) oder verletzten scheint:
- Erkennen, dass es sich um eine Spiegelung handelt.
- Diese Spiegelung nicht mit einem ”ich bin” zur scheinbaren neuen Identität erheben.
- Die Verletzung nicht nähren sondern gemeinsam den Weg der meditativen Liebe und Selbstheilung gehen, indem ihr auf der Geistesebene den leidhaften Gedanken nicht weiter folgt und auf der emotionalen Ebene liebevoll mit eurem verletzten inneren Kind in Kontakt tretet.
Missverständnisse, Illusionen, Fehler und leidhafte Automatismen aus der Vergangenheit verschwinden nicht im Falle der ”erwachten Beziehung” aber sie werden jedes Mal zu einem Anlass, die Spiegelung zu erkennen, sich nicht damit zu identifizieren und gemeinsam den Weg der meditativen Selbstliebe zu gehen. So werden Missverständnisse, Illusionen, Fehler und leidhafte Automatismen aus der Vergangenheit jeweils zu Gelegenheiten, gemeinsam Schritt für Schritt und Tag für Tag weiter und tiefer gemeinsam in die Bewusstheit und in die Liebe zu gehen. Das erwachte Paar wir noch immer wütend aber nicht mehr für lange Zeit. Und so werden auch diese Situationen zu einem Genuss, zu wunderbaren Gelegenheiten gemeinsam zu wachsen und gemeinsam die Liebe zu uns selbst zu genießen, zu zelebrieren und zu feiern.
Erwachte Liebe ist gemeinsame Selbstliebe.
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